The long and winding road … Ich bin ein Feigling und Weichei!

Von Tierschützerin Bettina Schneider am 26. Juli 2021

Ich könnte niemals vor einem Tiertransporter stehen, den Gestank nach Angst und Blut und Exkrementen riechen, die Schreie der Tiere hören und ihnen Wasser reichen, weil sie bereits ewig in der Hitze unterwegs sind und diese paar Tropfen Wasser die einzige Gnade ist, die ihnen noch zuteil wird in ihrem Leben.

Ich würde daran zerbrechen, immer und immer wieder sterbende Hunde und Katzen von der Straße aufzusammeln, zu beobachten, wie sie mit zertrümmerten Kiefern, abgestorbenen Beinen, von Kugeln durchlöchert oder mit zerstörten Augen versuchen, sich doch ein Stückchen Lebensqualität zu erkämpfen und dann doch viel zu oft sterben, weil es zu spät war…

Ich könnte niemals in einem Tierlabor oder in einer Zuchtanlage heimlich dokumentieren, wenn dort unsägliche Dinge mit wehrlosen Lebewesen passieren, die vorsätzlichen Verstümmelungen, Zwangsfixierung, Vernachlässigung, Schmerz und Tod. Das beginnt bei der Anbindehaltung von Kühen, der Kastration ohne Betäubung, bei der Zwangsfixierung der Muttersauen im engen Kastenstand und endet bei der Vivisektion, Aufschneiden und Verstümmeln bei lebendigem Leib, im Versuchslabor…

Dabei ist es so wichtig, was all diese mutigen Tierschützer tun! Wenn es sie nicht gäbe, dann wären selbst die winzigen Schritte zu einem besseren Umgang mit unseren tierischen Mitgeschöpfen nicht passiert, die in den letzten Jahren erkämpft wurden. Der Großteil der Welt feiert sie jedoch nicht als Helden sondern beruhigt das eigene, schlechte Gewissen damit, indem er sie als „verrückt“ abstempelt, sie kriminalisiert oder einfach ignoriert. „Wird schon alles nicht so schlimm sein … Einzelfälle … „diese irren Tierschützer, die wollen einem das letzte bisschen Freude noch vermiesen, haben ja keine Ahnung … Träumer und Spaßbremsen…“

Ich verneige mich vor allen Heldinnen und Helden, die das auf sich nehmen. Deren Träume zu Albträumen werden und die in dem Bewusstsein leben müssen, dass Menschen grausame Monster sind, böse und gefühllos. Wäre es anders, dann wären all die schreckliche Dinge nicht möglich, die jeden Tag millionenfach passieren, die wir wehrlosen und friedlichen Lebewesen antun, oftmals sind es noch Tierbabys …

Davon steht nichts in unseren Kinderbüchern, dort lieben wir die Küken und die Kälbchen, die Häschen und die Schweinchen, dort werden Mäuse nicht im Labor verstümmelt sondern liebevoll als kleine Persönlichkeiten gezeichnet. Verrückte Welt!

Irgendwann fand ich heraus, dass ich doch etwas tun kann, auch als Weichei und Feigling…Ich kann aufklären, ich kann Anregungen geben, ich kann mein eigenes Kaufverhalten bei jedem einzelnen Einkauf hinterfragen und überlegen, ob DIES oder DAS oder JENES denn wirklich sein muss und ob es nicht schmackhafte und tierleidfreie Alternativen gibt. Ich kann vielleicht die armen Tiere in den Ställen und Labors nicht retten, wohl aber heimatlose Straßentiere und dafür sorgen, dass sie zumindest satt werden und dass es dank Kastrationsmöglichkeit beständig weniger von ihnen gibt. Das habe ich dann auch getan. As simple as that.

Es ist wenig, angesichts des großen Tierleids um uns herum, es wird nie genug sein und vermutlich auch nie konsequent genug … aber ich habe mich zumindest auf den Weg gemacht. „The long and winding road“, auf den Weg, die beste Version meiner selbst zu werden, die beste und liebevollste Version, die irgend möglich ist. Für meine tierischen Mitgeschöpfe. Für mich sind sie alle so unendlich liebenswert oder zumindest schutzbedürftig.

Ich möchte niemanden belehren oder vor den Kopf stoßen. Ich möchte euch nur immer wieder dazu einladen, mich auf diesem Weg zu begleiten… Herzlich willkommen auf meinem Blog.