Hundemarkt in Serbien – EU-Beitrittsreif?

Ein Auszug aus dem großen RespekTiere- Bericht!

Das Ziel ist der wöchentliche Markt von Novi Sad, wo leider auch immer viele Tiere unter katastrophalen Umständen zum Verkauf angeboten werden. Die ganze Stadt scheint an den Markttagen auf den Beinen, die Wege zwischen den aberhunderten Ständen sind von der Menschenmasse dicht bevölkert.

Alles gibt es hier zu kaufen, angefangen von der Kleidung bis hin zu jeglich denkbarem Werkzeug, dazwischen Dutzende Essensstände, VerkäuferInnen von Mais und Limonaden schieben ihre mobilen Wägelchen durch die verstopften Gassen, Kinder, die sich an Süßigkeiten wie Zuckerwatte laben; die Veranstaltung bietet alles, was als Gesamtes dann doch nett anzusehen ist.

Fündig kann man auch werden, Dinge, welche man aus der Kindheit kennt und welche bei uns zu Hause gar nicht mehr erhältlich sind, werden angeboten. Und alles zu wirklich guten Preisen, eine ‚echte‘ Ray Ban-Sonnenbrille beispielsweise, hergestellt wahrscheinlich irgendwo in einem verlassenen Hinterhof in Vietnam oder sonst wo in Asien, für ganze 2,50 Euro. Aber leider sind eben auch Tiere zu finden, und dann noch wirklich viele davon. Vor allem Hunde, gedrängt in winzige Käfige, selbstredend immer nur Welpen, verschiedenster Rassen.

Ein alter Mann hat ein Dutzend Kaninchen in einen Käfig gestopft, ein anderer bietet Wasservögel in winzigen Drahtverliesen feil. Dazwischen sitzt ein Junkie, zitternd und offensichtlich krank, der versucht, Kätzchen und Straßenhund-Welpen aus Pappkartons anzubieten. Sein Blick ist gehetzt, er kann kaum eine Sekunde ruhig sitzen. Die Hände bewegen sich fiebrig, wie in Trance, ständig wippt er mit den Beinen. 500 Dinar kostet ein Stück Leben, nicht mehr als 4 Euro. Die armen Tierkinder sind in denkbar schlechtem Zustand, kümmern tut die Zurschaustellung von Leid und Elend die vorüber schlendernde Menschenmenge wenig.

Hunderte Kinderhände langen nach den Kleinen, welche wiederum nur eines möchten – diesen für sie so schrecklichen Platz schnellstmöglich zu verlassen. Ab und zu versucht ein Kätzchen aus dem Karton zu klettern, ein vorhaben, welches der selbst so Hilfsbedürftige mit einem Schlag auf den Kopf quittiert. Was wohl passiert mit jenen, welche er hier nicht verkaufen wird, und dies werden sehr wahrscheinlich fast alle mitgebrachten sein? Man wagt nicht darüber nachzudenken… Abkaufen kann man sie nicht, zum einen würde der Mann nächste Woche wohl noch mehr Tiere anschleppen, ein Geschäft witternd. Zum anderen wüsste man aber auch gar nicht wohin damit; die Grenze ist dicht, die wenigen Asyle im Land brechend voll – es ist eine schier ausweglose Misere.

Aber auch die anderen Hundeverkäufer kümmern sich nicht um ihre Schützlinge; sie alle sind der prallen Sonne schutzlos ausgeliefert, Essen oder Wasser? Fehlanzeige! In engsten Käfigen sitzen sie, zwei Schäferhundwelpen beispielsweise, so knapp aneinandergedrängt, dass ihnen die Luft zum Atmen fehlt. Oder drei Sarplaninaz, serbisch-mazedonische Hirtenhunde, wo der Verkäufer unsere gestellten Anfragen mit unfreundlicher Gestik quittiert.

Es ist einfach nur fürchterlich anzuschauen, was hier passiert; Entenkinder, Hasen, Kaninchen, Hühner, allesamt in engste Gitterverschläge versperrt, nach Luft ringend, vor Durst nahezu ohnmächtig. Serbien, es strebt die Mitgliedschaft in der Europäischen Gemeinschaft an. So nicht, nicht unter diesen Umständen, möchte man meinen. Andererseits, die Behandlung von Tieren war hierfür noch nie ein Kriterium für die feinen Herren und Damen mit ihren geschleckten Haaren und in den aalglatten Anzügen, in riesigen temperaturklimatisierten Büros irgendwo in Brüssel sitzend.