Beschwerde über wilde Jägerei

Karlheinz Baumgartl, Heimatforscher und Kosmologe, an Landrat Michael Fahmüller des Landkreises Rottal-Inn:

Sehr geehrter Herr Landrat,

die klitzekleine Minderheit der Jäger hat seit langem Platz im Landratsamt gefunden. Diese Minderheit hat dieser Tage Jagd auf Krähen freigegeben, weil “die Bauern Schaden leiden”. Ich habe noch keinen Bauern getroffen, der sich dadurch geschädigt fühlte bzw. den überschaubaren “Schaden” nicht akzeptiert.

Die Jäger haben als Minderheit kein Recht, auf Tiere zu schießen. Deshalb meine Beschwerde über die Abteilung der “Jägermeister”.

Wenn im Frühjahr unsere Kirschen von den Amseln angepickt werden, dann könnte man ja auch die Amseln auf die Abschußliste setzen. Man kann sich dieses Szenario gar nicht weiter denken.

Theodor Heuss (1. Präsident der Bundesrepublik Deutschland):

“Jagd ist nur eine feige Umschreibung für besonders feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf. Die Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit”.

Gruß.

Karlheinz Baumgartl


Antwort des Landrats Fahmüller an Herrn Baumgartl:

Sehr geehrter Herr Baumgartl,

Sie haben sich zum Thema „Jagd auf Rabenkrähen mit Ihrer E-Mail vom 17. Oktober 2018 an mich gewandt. Die Rabenkrähe hat in der Zeit vom 16. Juli bis zum 18.März Jagdzeit. Eine Bejagung durch die Jägerschaft während dieses Zeitraumes erfolgt somit innerhalb der rechtlichen Vorgaben.

Ich habe durchaus Verständnis für Ihre persönliche Sicht auf die Jagd und ihre Ablehnung aus ethisch-moralischen Gründen. Ein Fehlverhalten der Jägerschaft, deren Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten artenreichen und gesunden Wildbestandes ist, vermag ich jedoch nicht zu erkennen.

Mit freundlichen Grüßen, Michael Fahmüller, Landrat


Schreiben von Herrn Ulrich Dittmann an Landrat Fahmüller:

Werter Herr Landrat,

Ihr Schreiben vom 31.10.2018 an Herrn Baumgartl betr. Rechtmäßigkeit der „Jagd auf Rabenkrähen” liegt auch uns z.K. vor. Den Ausführungen von Herrn Baumgartl ist in vollem Umfang beizupflichten.

Natürlich kann man jeglichem Unrechtstun den Stempel “erlaubt” aufdrücken. Man kann betäubungsloses Schächten erlauben, das Schreddern von Küken, oder auch unbegrenzten Zuzug von Wirtschaftsasylanten, etc. – aber man muß es nicht, wenn man als Entscheidungsträger einen “Hintern in der Hose” hat.

Ob Gesetze zum Tier- oder Jagdschutz – sie regulieren und legalisieren lediglich die Nutzung der Tiere. Von “Schutz” im Sinne der Begrifflichkeit, kann nicht die Rede sein.

Die Jagd auf Rabenkrähe (Corvus corone), Elster (Pica pica), z.T. Eichelhäher (Garrulus glandarius) ist absolut unnötig. Jahrelange Studien von namhaften Wissenschaftlern und großen Umweltschutzverbänden belegen dies. Leider werden diese Erkenntnisse von Jagdverbänden und Jägern bewusst ignoriert. Schon seit vielen Jahren reiten sie auf denselben alten Argumenten herum, um eine Jagd auf diese Vögel zu rechtfertigen. Diese Aussagen halten einer kritischen Betrachtung nicht stand. Entgegen der Zahlen und Fakten der Wissenschaft können die Jäger sehr selten Beweise für die Schäden dieser Tiere angeben, die meisten Eindrücke entstehen durch subjektive Wahrnehmung und althergebrachtem „Wissen“. Man schiebt oft Landwirte vor, die weinerlich von “zerpickten” Silageplanen, Rückgang der Erträge usw. jammern.

Schenkt man den Argumenten der Jägerschaft Glauben, sind unsere heimischen Rabenvögel wahre Monster, die Schafe und Kälber auffressen, Singvögel drastisch dezimieren und Felder leerräumen. Selbst am Rückgang von Bodenbrütern und Niederwild sollen die Rabenvögel eine große Schuld tragen, allerdings wissen wir doch, welche Faktoren daran schuld sind: Die industrielle Land- und Forstwirtschaft sowie die zunehmende Bebauung wären als erstes zu nennen.

Die grünen „Hobby-Heger und Naturpfleger” ziehen keinesfalls Häslein und Rehlein schützend durch den Wald. Der Jäger liebt die Natur wie der Vergewaltiger sein Opfer“, artikulierte es ohne Schönfärberei Buchautorin Karin Hutter bereits schon in ihrem Buch “Ein Reh hat Augen wie ein sechzehnjähriges Mädchen“ auf den Punkt.

Das Problem sind aber nicht allein diese Subjekte die in kindischen, grüngewandeten Kriegs-Tarnmonturen in Wald und Flur ihrem Killer-Hobby nachgehen, sondern auch eine wurstige Spaßgesellschaft – und vor allem unsere Politikerkaste, oft selbst der grünen Zunft zugehörig, die nach bester Lobbyistenmanier all das Abmurksen selbst praktiziert, unterstützt und hoffähig macht.

Fakt: Die Jagd auf Krähen ist so überflüssig wie ein Kropf. Prof. Dr. Josef Reichhoff kam bei seinen Forschungen so auch zu dem Ergebnis, dass die Jagd – nach der industriellen Landwirtschaft – der “Artenfeind Nr.2” ist.

Dies zu Ihrer Wissenserweiterung, Herr Landrat Fahmüller!

Beste Grüße!

Ulrich Dittmann / 31.10.2018