Wie vegan kann man eigentlich leben?

Sehr lesenswerte Kolumne von Mahi Klosterhalfen,
dem Geschäftsführer der Albert-Schweitzer-Stiftung, über die vegane Ernährung :

Foto: Timo Stammberger

Vor sieben oder acht Jahren war ich auf eine Silvesterfeier eingeladen. Die Gastgeberin erklärte mir stolz, an mich und meine vegane Lebensweise gedacht zu haben und präsentierte mir einen großen, angemachten Salat mitten auf dem Buffettisch.

Wie es sich für einen überzeugten Veganer gehört, fragte ich nach den Zutaten des Dressings. Es stellte sich heraus, dass eine Zutat Honig war. Eifrig erklärte ich, dass bei der Honigproduktion unzählige Bienen getötet werden und man den Bienenlarven den Honig vorenthält – der soll ja verkauft werden – und ihnen stattdessen minderwertigen Zuckersirup gibt, was sie anfälliger für Krankheiten macht. Deswegen käme dieser Salat für mich nicht infrage und ich müsse die Silvesternacht dann wohl hungrig verbringen.

Was in diesem Moment mit der Stimmung der Gastgeberin passierte, kann man sich vorstellen. Was ihre Motivation anging, sich in die vegane Küche und die Idee dahinter einzuarbeiten, ebenfalls.

Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor? Ich befürchte, so oder so ähnlich spielt sie sich tagtäglich ab. Und ich nehme an, dass sie der Verbreitung der veganen Idee so erfolgreich im Wege steht, wie sich das die Tierproduktindustrie nur wünschen kann.

Wie hätte ich damals reagieren können, um weniger Schaden anzurichten? Ich glaube, ich hatte grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Meine Ablehnung deutlich freundlicher zu erklären, oder den Salat zu essen mit dem Hinweis, dass er fast perfekt ist und dass mir ihre Mühe (und natürlich ihre Motivation, aber das hätte ich nicht erwähnt) wichtiger ist als ein Teelöffel Honig.

Mal ganz allgemein: Wie vegan kann man eigentlich leben? Die ernüchternde Antwort: Es gibt keine realistisch umsetzbare Lebensführung, die es ausschließt, anderem Leben zu schaden. Man denke an versehentlich totgetretene Insekten und an all die Wildtiere und Insekten, die bei der Produktion von pflanzlichen Lebensmitteln sterben müssen. Wenn man will, kann man auch in diesen Bereichen weniger Schaden anrichten, doch die wenigsten vegan lebenden Menschen machen sich z. B. die Mühe, komplett auf konventionelle Produkte oder auf besonders schädliche pflanzliche Zutaten zu verzichten. Und daraus mache ich uns keinen Vorwurf. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wir nicht mit Steinen werfen sollten, denn wir sitzen alle im Glashaus.

Ein anderes Beispiel, das auf die Eingangsgeschichte zurückkommt: Über den Konsum von Honig und das damit verbundene Leid für die Bienen wird oft heiß debattiert. Doch auf 313 Honigdebatten kommt grob geschätzt nur eine Mandeldebatte. Dabei werden Bienen in der Mandelproduktion praktisch genauso ausgebeutet wie in der Honigproduktion. (Wer sich fragt, wie ich auf die Schätzung von 313 zu 1 komme: Ich habe am 15. April 2015 auf »honig nicht vegan« = 626 Ergebnisse, und auf »mandeln nicht vegan« = zwei Ergebnisse gegoogelt – jeweils in Anführungszeichen.)

Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich empfehle grundsätzlich weder den Konsum von Honig, noch den von Mandeln. Worauf ich hinaus will: Wir alle sind nicht perfekt, wir alle machen Fehler, und wir sollten nicht mit der großen Schimpferei und Ausgrenzerei anfangen, nur weil andere Menschen andere Fehler machen als wir. Wenn wir Fehler als Gelegenheiten sehen, in den Dialog zu gehen und zu lernen, dann sind wir schon einen großen Schritt weiter. Und wenn wir uns eingestehen, dass es den perfekten Veganer nicht gibt, dann sind wir noch einen Schritt weiter.

Wie sollten wir also mit Menschen wie meiner Gastgeberin, wie mir und wie Ihnen, liebe LeserInnen, umgehen? Mein Vorschlag: konstruktiv. Es ist es nicht wert, den belehrenden Veganer zu geben, wenn man damit Menschen, die auf einem grundsätzlich guten Weg sind, demotiviert oder sogar ganz von diesem Weg abbringt. Die eigenen Überzeugungen mit Inbrunst in die Welt zu rufen, mag sich gut anfühlen. Aber wenn wir den Tieren damit mehr schaden als nutzen, und so ist das viel öfter als es uns lieb ist, dann sollten wir das schlichtweg sein lassen.

Um auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen: Je nach Strenge der Definition kann niemand von sich behaupten, zu 100 % vegan zu leben. Und ich schlage vor, dass wir uns nicht um ein paar Prozentpunkte mehr oder weniger streiten, sondern uns darauf konzentrieren, den Einstelligen in den zweistelligen Bereich und den Zweistelligen möglichst weit nach oben zu helfen. Streben nach ständiger Verbesserung ist wunderbar. Besserwisserei ist es nicht.

3 Kommentare zu “Wie vegan kann man eigentlich leben?

  1. Lieber Wolodja, liebe Tierfreunde,

    ich habe heute diversen Personen diesen Blog und auch den Antiblog vorgefuehrt – Veganern, Vegetariern und Fleischessern – und von denen eine neutrale Stellungnahme erfragt, worauf alle einstimmig der Meinung sind, dass ab sofort diesem mongoloiden Antiblog keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken sei, denn dafuer verlieren wir nur kostbare Zeit, welche den Tieren gebuehrt! Es geht denen nicht um vernuenftige Argumentationen, sondern um Streit, Krach und Verwirrung, denn es ist der Welt wirklich scheissegal, was dort drueben fuer wirres Dreckszeug zusammengestuempert wird! Je mehr die wueten und geifern, umso laecherlicher machen sie sich!

    Fuer die ist rot gruen und violett orange, sie sind nicht imstande oder wollen es aus Streitsucht nicht kapieren, was man schreibt! Die wissen ja z.B. gar nicht, wie viele Huehner oder Gaense ICH denn habe, denen ich das Leben rettete usw. usw.(Aber sicher sind sie besser eingetan)! Die verbreiten hirnverbrannten Kack und jeder, der dort mitliest amuesiert sich hoechstens koestlich, aber mir wird die Zeit dafuer ehrlich gesagt zu schade und ich werde ja dann mit einer mehrteiligen Serie zurueckkommen, die ich schon versprochen habe!

    Denn das ganze Ei des Kolumbus haengt an einer einzigen Frage, der ich inzwischen nachgegangen bin: War Mao Tse Dong Veganer? Nein – er war es nicht, ja er war nicht einmal Vegetarier, sondern sogar ein grosser Liebhaber von Schweinefleisch! Also sollen diese mongoloiden Trolle und bigotten Verleumder, diese kapitalistischen Maoisten, welche da glauben und meinen, in Paraguay seien sie unantastbar und koennten von dort aus jeglichen verleumderischen Hetzkram und jeden ehrlosen Streit vom Zaune brechen – ihr Dreckmaul halten!

    Hier nochmals: der dicke Grossmoerder Mao Tse Dong war nichts weiter als ein mieser Schweinefresser – und ihr ? Sehe ich etwa von hier aus, was ihr euch jeden Tag in euren Rachen stopft? Fahrt ins Reich der Mitte oder zum Teufel – und von jetzt an ist diese Sache fuer mich erledigt! Der Leser ist muendig genug, um selbst zu beurteilen, wem er auf die Laenge Glauben und Vertrauen schenkt!

    Viele liebe Gruesse an Dich, lieber Wolodja, und an die Freunde Deines vorzueglichen Blogs, der wegen diesem ganzen miesen Wueten dieser Bande gar nicht angekratzt wird! Kopf hoch – wie Du weisst, warte ich immer noch auf die Instandsetzung unserer Leitung hier, in Frankreich dauert halt alles immer etwas laenger – und dann leg ich los! Die werden noch sehen, wer die letzten 40 Jahre den Tierschutz in den Dreck gezogen hat!

    Siraganda

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  2. Ja, ein sehr guter Artikel, wie auch ich finde, und wie bereits gesagt: man kann den zweiten Schritt nicht vor dem ersten tun, das würde mehr schaden als nützen.

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  3. Lieber Wolodja,
    dies ist ein sehr guter Artikel – zeigt er doch, dass ein Ueberspringen der Etappen mehr schaden als nuetzen kann und gewisse Leute kapieren es ganz einfach nicht, in welch einer Gesellschaft wir leben! Einem Fleischessser muss zuerst einmal klar gemacht werden, dass die Tiere leiden und dass er deswegen erst mal weniger Fleisch und dann gar kein Fleisch mehr zu sich nehmen soll! Erst wenn er soweit ist, oder ueberhaupt Willens ist soweit zu gehen, kann ihm der Veganismus vorgefuehrt werden! Wer das nicht begreift ist offenbar ein unkorrigierbarer Idiot und schadet der Tierschutzbewegung genauso viel, wie der Fleischkonsument, weil er die Dinge auf der Stelle treten laesst!

    Auch herrschen in jedem Land wieder verschiedene Bedingungen und die Leute reagieren jeweils anders auf das Thema!

    Nun moechte ich noch zu einem ganz wichtigen Thema Stellung beziehen, naemlich

    Fleischfressende Tiere:
    Erstens einmal ist es nicht der Fehler der Tierschuetzer, wenn diese Fleisch aus der Qualtierhaltung verfuettern muessen, denn wenn naemlich der Mensch auf das Fleisch verzichten wuerde, so wuerde jenes Fleisch von Tieren, welche eines natuerlichen Todes gestorben, notgeschlachtet oder sonstwie zutode gekommen sind – fuer die Futterverarbeitung fleischfressender Tiere ausreichen!

    In unserem Einkaufs-Zentrum und bei meinem Tierarzt gibt es KEINE fleischfreie Tiernahrung, aber andererseits kann ich ja die von mir geretteten Tiere auch nicht einfach auf der Strasse verrecken lassen! Ausserdem brauchen kastrierte Katzen eine ganz spezielle Nahrung, damit sie nicht schwer krank werden! Diese besteht vorzueglich aus Fisch und damit muss ich leben! Kann dies aber ein schwachsinniger Dummkopf vom Antiblog nicht schnallen, so soll er mich doch gefaelligst mit veganer Tiernahrung beliefern – hier gibt es das nicht – und ich kann mir nicht aus Paris (wo es jetzt ein erstes veganes Einkaufszentrum fuer vegane Menschen gibt) Tiernahrung kommen lassen! Aber darueber brauche ich mich auch nicht zu rechtfertigen, denn offenbar hat da eine hirnschwache Schleimscheisserbande mich zum Opfer auserkoren! Aber die koennen mich mal, denn ich lasse mir nicht von Leuten, welche von meinem Leben keine Ahnung haben, feuchten Kehrricht ohne Hand und Fuss vorwerfen! Wer ist denn hier ein Schreibtisch-Tierschuetzer ohne Verstand in der Hirnschale?

    Nun noch zu einem weiteren Thema: Hare Krishna

    Da posaunt der Antiblog ins Horn, erstens ich sei eine ‚Anhaengerin‘ dieser von mir allerdings sehr respektierten Bewegung. Ich bin Keine Anhaengerin von Hare Krishna und will mich hier ganz deutlich von jeglicher Anhaengerschaft irgendeiner religioesen, politischen, kuenstlerischen, philosophischen oder Tierschutz-Vereinigung distanzieren! Ich bin bereits vor ueber 40 Jahren aus der Kirche ausgetreten – und ich frage mich, ob all diese Dummschwaetzer dort drueben diesen Schritt auch unternommen haben?

    Aber warum respektiere ich die Hare Krishnas? Weil sie naemlich nicht wie vom Antiblog behauptet, den ganzen Tag Gebete murmeln, sondern ARBEITEN – und u.a. auch vegetarisch kochen. Denn die vegetarische Ernährung ist ihr Hauptanliegen. In den westlichen Staedten wurde dies vor allem bekannt durch die sogenannten Nahrungsausgaben im Tempel, wo jeder willkommen ist und sich naehren kann, aber in der vedischen Zeit und z.T. noch im heutigen Indien kommt der wahre Sinn dieser Handlung ans Licht!

    Jeden Tag ritt der Koenig (Maharaja) hoch zu Elefant (sic – heisst in lateinischer Sprache JA – hat also nichts mit sick oder gar SIKH zu tun) (da wird wieder eine Dreckschleuder von drueben eintreffen) hinaus in seine Doerfer, hinter ihm eine Prozession von Moenchen und Frauen mit Toepfen, Tellern, Fruechten und allem, was zum Essen gehoert! Dann rief der Maharaja mit lauter Stimme: ‚Wer hat noch nicht gegessen‘ und dann kamen sie – die Buerger, Bettler, Hunde, Katzen, Ratten, Hornissen und Fliegen – denn jeder war (und ist heute noch) willkommen. Da braucht keiner an Fleischnahrung fuer Tiere zu denken – ihr Banausen dort drueben! Dies sei euch eine Lehre – hoffentlich sitzt sie – ihr Banausen!

    Im Vedischen Planetarium – dem groessten Hindutempel der Welt, erbaut von Ambarisha (der grosse Ford-Erbe der Autoford, welche seit Generationen Vegetarier sind) – werden jaehrlich Millionen von vegetarischen Menus an Mensch und Tier ausgegeben, wenn dieser fertiggestellt sein wird – und jeder auf dieser Welt ist dort willkommen – und wird sogar auf Wunsch in die vegetarische Kochkunst eingeweiht werden! Bevor jemand dummschwaetzt sollte er sich informieren !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Hier mal Schluss fuer heute – Fortsetzung folgt…………

    Ganz liebe Gruesse an Dich und alle Tierfreunde, welche diesen Text lesen!!!!

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