Was man über die Fleischproduktion wissen sollte

Von Tierschützer Hubert Wenzl

Damit Menschen Fleisch auf dem Teller haben können, ist der Tod eines empfindungsfähigen Lebewesens unvermeidlich. Allein in deutschen Schlachthäusern werden jährlich knapp 800 Millionen Landlebewesen getötet.

Deutschland produziert jedoch nicht nur Fleisch für den Eigenbedarf, sondern exportiert tierische Produkte zunehmend auch in andere Länder. Dies führt dazu, dass unter anderem die Preise fallen und die Tierhaltung für die Betriebe immer „effizienter“ werden muss. Dies geht natürlich immer auf Kosten der Tiere, die in riesigen fensterlosen Hallen oder dunklen, alten Ställen leiden, wo sie auf Spaltenböden, in Käfigen und meist in ihren eigenen Exkrementen gehalten werden.

Was versteht man unter „Fleisch“?

Unter dem Begriff Fleisch verstehen die meisten Menschen das sogenannte Muskelfleisch von Tieren wie Rindern, Schweinen, Hühnern oder Wild. Gemeint sind damit jedoch auch das Blut, die Innereien, die Knochen und das Fett der Tiere – laut den gesetzlichen Vorgaben der EU also alle „genießbaren“ Teile.

Fleisch ist nichts anderes als ein Körperteil eines empfindungsfähigen Lebewesens. Für das Stück Fleisch auf unserem Teller wurde ein Individuum ausgebeutet, getötet und zerstückelt.

Wie viel Fleisch kommt aus der Massentierhaltung?

Der Begriff Massentierhaltung ist nicht eindeutig definiert. Meist bezeichnet er eine intensive oder konventionelle Tierhaltung, die sich theoretisch von Klein- oder Biobetrieben unterscheidet. Über 95 Prozent aller Tiere in der Ernährungsindustrie leben in der konventionellen Tierhaltung. Die Größe des Betriebs spielt dabei keine Rolle, denn auch der „kleine Betrieb von nebenan“ kann konventionell wirtschaften. Tiere leiden in Ställen mit wenigen Artgenossen genauso wie in riesigen Hallen, in denen sie mit Hunderten, Tausenden oder gar Zehntausenden Individuen gehalten werden. Auch die Bezeichnung „Bio“ garantiert keine idyllische Tierhaltung, denn auch in Biobetrieben ist das Tier ein Wirtschaftsgut, das Leistung erbringen muss und früher oder später im Schlachthaus getötet wird.

Qual und Verstümmelung: Das Tierleid in der Fleischproduktion

In der Intensivtierhaltung werden Tiere standardmäßig in ein lebensverachtendes Produktionssystem gezwängt. Hierbei werden fast alle von ihnen auf die ein oder andere Weise verstümmelt.

Bei Schweinen etwa wird in den ersten Lebenstagen der Ringelschwanz abgetrennt. Dieser ist für die Tiere jedoch ein wichtiger Teil ihres Körpers und dient, ähnlich wie bei Hunden, zur Kommunikation mit Artgenossen und zum Ausdruck ihrer Stimmungslage. Darüber hinaus werden die Eckzähne der Ferkel abgeschliffen. Die betäubungslose Kastration von Ferkeln ist in Deutschland mittlerweile verboten, bei männlichen Rindern, Schafen und Ziegen jedoch weiterhin erlaubt. Alle diese Eingriffe können nach geltendem Recht bis zu einem gewissen Zeitpunkt ohne Narkose durchgeführt werden, was für die Tiere natürlich mit starken Schmerzen verbunden ist.

Bei Lämmern wird, ähnlich wie bei Ferkeln, der Schwanz gekürzt. Bei Puten wird der vordere, überaus empfindliche Teil des Schnabels abgetrennt – ohne Schmerzausschaltung. Bei Kälbern wird der Hornansatz in einem schmerzhaften und häufig blutigen Eingriff ausgebrannt.

Und ganz gleich, wie artgerecht die Haltung von Tieren auch sein mag: Letztlich wird allen Tieren das Wertvollste geraubt, was sie haben – ihr Leben.

Antibiotika im Fleisch – wie gefährlich ist das?

Damit die Tiere dem Krankheitsdruck, Dauerstress und der chronischen Immunschwäche aufgrund von Qualzucht in den Stallanlagen überhaupt standhalten können, werden ihnen häufig Antibiotika oder andere Medikamente verabreicht. Im Jahr 2022 wurden allein in der deutschen Tierindustrie 540 Tonnen Antibiotika eingesetzt, darunter Tonnen von lebensrettenden Reserveantibiotika.

Diese massive Medikamentengabe führt zu sogenannten Antibiotikaresistenzen. So können relativ harmlose bakterielle Infektionen nicht mehr behandelt werden und im Ernstfall sogar zum Tod des Menschen führen.

Endstation Schlachthaus: Tötung im Akkord

Jedes Jahr gelangen Millionen Tiere mit einem beängstigenden Transport zum Schlachthaus, wo sie getötet werden. Zahllose Rinder, Schweine und Hühner erleben ihren eigenen Tod bei vollem Bewusstsein, denn die Schlachthofarbeit erfolgt zunehmend im Akkord. Jede gesetzlich zulässige Betäubungsart bedeutet für die Tiere Stress und Schmerzen. So werden Hühner häufig kopfüber an den Beinen aufgehängt und durch ein stromführendes Bad geleitet. Schweine werden mit Kohlendioxid in Gasgondeln betäubt, in denen sie alle Symptome eines Erstickungstodes erleiden. Aufgrund von unzureichender Betäubung gelangen zahlreiche Schweine bei lebendigem Leib in den heißen Brühkessel, wo sie langsam und qualvoll sterben.

Für die Mülltonne getötet

In der landwirtschaftlichen Tierhaltung erreicht kaum ein Tier seine natürliche Lebenserwartung. Die allermeisten Tiere sind zum Zeitpunkt ihrer Tötung sogar noch Kinder. Sie alle werden getötet, weil Menschen ihr Fleisch essen wollen oder weil sie für die Betriebe nicht mehr profitabel sind. Bei manchen Tieren etwa lässt die angezüchtete „Leistung“ nach, sodass sie weniger Milch oder Eier produzieren. Bei anderen fordern die tierverachtende Haltung und Zucht irgendwann ihren Tribut, sodass die Tiere vorzeitig im Stall sterben oder sogar gezielt getötet werden. Eine tierärztliche Behandlung, wie wir sie bei Hunden oder Katzen kennen, ist für landwirtschaftliche Betriebe meist nicht rentabel.

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