Keine Seele, keine Gnade – der Verrat der Kirchen an den Tieren

Von Ingolf Bossenz

»… von Kopf bis Fuß mit Blut besudelt, im Gürtel kleine und lange Messer. Die Schlachter ziehen von Haus zu Haus, um die Tiere fachgerecht zu zerlegen. Normalerweise tötet der Hausherr oder Familienvater das Schaf. Eine Aufgabe, die später auf den Erstgeborenen übergeht. Den Opfertieren wird die Kehle durchgeschnitten und dabei ein Gebet gesprochen – langsam bluten die Tiere aus. Für Muslime die vorgeschriebene rituelle Form des Schlachtens.«

Das Zitat entstammt einer im ND veröffentlichten Reportage aus Tanger (Marokko) über das islamische Opferfest, das darin als »ein Fest der religiösen Besinnung« beschrieben wird. Besinnung per Massaker an Millionen »Opfertieren« – dass dies in den Medien des Okzidents kaum auf Kritik stößt, hat zweifellos mit einem Phänomen zu tun, das der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins in seinem Buch »Der Gotteswahn« beschreibt: Es ist die »Tendenz, wunderliche religiöse Gewohnheiten einzelner ethnischer Gruppen zu glorifizieren und die in ihrem Namen begangenen Grausamkeiten zu rechtfertigen«. Diese Tendenz, so kann man ergänzen, ist dann besonders ausgeprägt, wenn es »nur um Tiere« geht.

Aber auch Weihnachten, das Fest, das in christlicher Tradition an die Geburt Jesu erinnert, ist ein ebensolches Schlachtfest. Ohne den Tod von Millionen »Mitgeschöpfen« (wie sie im deutschen Tierschutzgesetz genannt werden), die gut durchgebraten die Festtagstafel krönen, ist hierzulande weder Weihnachten noch das bevorstehende Ostern denkbar. Von zynischer Symbolkraft ist die Tatsache, dass ausgerechnet an einem 25. Dezember (1865) das Zeitalter der industriellen Massentötung von Tieren begann – mit der Eröffnung der Union Stock Yards, der Schlachthöfe von Chicago.

Zu Weihnachten 2005, dem 140. Jahrestag Chicagos als Schlachtkapitale, ließ sich Joseph Ratzinger, der im selben Jahr zum Papst gewählt worden war, einen ganz besonderen Braten schmecken: einen Kapaun. Der Religionswissenschaftler Hubertus Mynarek erinnert an dieses Festmahl: »Ein Kapaun ist ein junger, kastrierter Masthahn, dem im Alter von 6 Wochen der Bauchraum aufgeschnitten wurde, und das in der Regel bei vollem Bewusstsein, also ohne Betäubung. Die im Bauchraum liegenden Hoden werden mit einer Zange gepackt und mit 5 bis 20 Umdrehungen abgedreht. Man muss schon ein Gefühlsrohling sein, um dann noch Geschmack und Genuss am Kapaunschen Festtagsbraten zu haben.« Aber, meint Mynarek, »diese Rohheit muss Papst Ratzinger gar nicht so empfinden. Er ist schließlich das treu-brave Kind einer Kirche, die jahrhundertelang predigte, Tiere hätten keine Seele. Haben sie keine Seele, dann haben sie auch kein Gefühl, auch kein Schmerzempfinden, und dann darf man ihnen getrost jede Qual zumuten.«

Was Mynarek schreibt, ist leider keine sarkastische Überhöhung bizarrer religiöser Ansichten, sondern entspricht strikt der theologischen Tradition, die maßgeblich vom später heiliggesprochenen Augustinus (354-430) geprägt wurde – dem Lieblingskirchenlehrer von Benedikt XVI. In seiner Schrift »Vom Gottesstaat« erklärte Augustinus: »Wenn wir lesen: ›Du sollst nicht töten‹, nehmen wir nicht an, dass sich dies auf Sträucher bezieht, und zwar weil sie keine Empfindung besitzen, und ebenso wenig auf vernunftlose Lebewesen, ob sie nun fliegen, schwimmen, laufen oder kriechen, weil sie uns durch den Mangel an Vernunft, die ihnen nicht mit uns gemeinsam gegeben ist, nicht zugesellt sind. Darum hat auch die gerechteste Anordnung des Schöpfers ihr Leben und ihr Sterben unserm Nutzen angepasst.«

Der heilige Thomas von Aquin (um 1225-1274), dessen Lehren sich gleichfalls an den katholisch-theologischen Fakultäten ungebrochener Popularität erfreuen, zog in seiner »Summa theologica« den definitiven Schluss: »Unter den verschiedenartigen Verwendungsmöglichkeiten nun scheint jener Gebrauch am meisten notwendig zu sein, bei dem die Tiere sich der Pflanzen, die Menschen sich der Tiere zur Nahrung bedienen, was nicht ohne Tötung jener geschehen kann. So ist es denn erlaubt, sowohl die Pflanzen zu töten zur Nahrung für die Tiere als auch die Tiere zur Nahrung des Menschen, und zwar aufgrund der göttlichen Ordnung.«

Die Papstkirche wird auch in dieser Frage ihrer Rolle als selbst ernannte Verwalterin und Vollstreckerin der »göttlichen Ordnung« bestens gerecht. 1992 veröffentlichte sie nach sechsjähriger Arbeit unter Federführung des damaligen Glaubenspräfekten Ratzinger die Neufassung des »Katechismus der Katholischen Kirche«.

In diesem »Grundgesetz« für über eine Milliarde Katholiken wird nicht nur wie eh und je Andersgläubigen und Abtrünnigen mit der Hölle gedroht, sondern auch jegliche Ausbeutung von Tieren gutgeheißen. Man dürfe »sich der Tiere zur Ernährung und zur Herstellung von Kleidern bedienen«, heißt es darin. Auch Tierversuche seien »in vernünftigen Grenzen sittlich zulässig«.

Ausgerechnet bei den schlimmsten Grausamkeiten des Menschen an den Tieren beruft sich die Romkirche auf die Vernunft. Da die Vernunft laut Ratzinger-Papst des Glaubens als unentbehrlicher Stütze bedarf, zeigt sich auch hier die ganze Verlogenheit der Behauptung, ohne kirchlich-religiöse Basis würden die sittlichen Werte der Gesellschaft zerfallen.

Im Gegenteil, die selektive Moral – von Tierrechtlern als Speziesismus bezeichnet – wird maßgeblich durch die Ausgrenzungsethik der Kirchen begünstigt. Der Religionskritiker Mynarek dazu: »Ein weiterer Grundwert, die Rechte der Tiere, die eine humane Gesellschaft zu installieren und zu schützen hat und ohne die sie das Attribut ›human‹ nicht verdient – in der katholischen Kirche, auch in den lutherischen und reformierten Amtskirchen, Fehlanzeige!«

Immerhin gab und gibt es Theologen und Geistliche, die entgegen der offiziellen Doktrinen eine für alle leidensfähigen Wesen unteilbare Ethik vertreten. Im Katholizismus muss man allerdings weit zurückgehen, um auf den heiligen Franz von Assisi (1181/82-1226) zu stoßen, den Gründer des Franziskanerordens. Berichte und Legenden belegen nicht nur sein Mitgefühl mit nichtmenschlichen Kreaturen, sondern auch deren Einbeziehung in eine universelle Moral. 1980 wurde Franz von Assisi durch Papst Johannes Paul II. zum Patron des Umweltschutzes erklärt. An der offiziellen Sicht der katholischen Kirche auf die Rechte der Tiere änderte das allerdings gar nichts, wie der zwölf Jahre später veröffentlichte Katechismus zeigt.

Ansonsten waren und sind es vor allem Vertreter des Protestantismus, die dem christlich-anthropozentrischen Weltbild ihr Veto entgegensetzen. Der bekannteste ist Albert Schweitzer (1875-1965). Der radikalste indes dürfte der in Hamburg geborene Theologe Carl Anders Skriver (1903-1983) sein, der mit seinem 1967 erschienenen Buch »Der Verrat der Kirchen an den Tieren« ein bis heute unübertroffenes Manifest schuf gegen den »furchtbaren Kriegszustand zwischen Mensch und Tier, wie er sich austobt in Tieropfer, Jagd, Schlachtung, Vivisektion, Ausbeutung und Ausrottung der Arten« und die dazu von den Amtskirchen geleistete Beihilfe. Skriver ernährte sich seit seinem 17. Lebensjahr aus ethischen Gründen vegetarisch, später ausschließlich vegan, also unter Verzicht auf jegliche tierische Substanz. Während der NS-Herrschaft wurde er als Mitglied der Bekennenden Kirche verfolgt und zeitweise inhaftiert. Nach dem Krieg wandte sich der Theologe gegen die Remilitarisierung der Bundesrepublik und war in der Ostermarschbewegung aktiv.

In seinen Büchern begründete er Tierschutz, Tierrechte und die vegetarische Lebensweise aus dem christlichen Glauben sowie aus dem Leben Jesu und der ersten Christen heraus. In »Der Verrat der Kirchen an den Tieren« heißt es: »Wenn die vornehmste Pflicht eines Christen der Schutz der Schwachen ist, der Kinder, der Kranken, der Irren, der Alten, der Erdrückten, der Verfolgten, der Flüchtlinge, der Verwundeten, der Sterbenden und Leidtragenden, dann gehört dazu auch der Schutz der Tiere.« Und: »Der Versuch, das Tier wirklich vor dem Menschen zu schützen und zu retten, führt zum Zusammenstoß mit allen Jägern, Fischern, Tierzüchtern, Schlachtern, Pelz- und Lederhändlern, Ärzten, Klein- und Großhändlern und den Milliarden süchtigen Fleischkonsumenten, sodass die Kirche von vornherein kapituliert vor der Riesenmacht des Heidentums. Das ist natürlich kein Maßstab und keine Abhilfe, sondern der Verrat, die Preisgabe der Tierbrüder an die Hölle.«

Dass die Tierausbeutungsindustrie heute trotz Tierschutz-Verfassungsziel im Grundgesetz ungebrochen agiert, zeigt die Aktualität dieser Aussage – auch wenn Skrivers Abgrenzung des »wahren« Christentums vom »Heidentum« seine Argumentation für Andersgläubige oder Atheisten problematisch gestaltet. Doch der folgenden Aussage ist wohl, welcher Weltanschauung man auch anhängt, kaum zu widersprechen: »Seit und solange es Jagd und Schlachtung gibt, gab es und wird es auch unvermeidlich immer größte Grausamkeit gegen die Tiere geben. Schließlich ist ja das Überrumpelt- und Erschlagenwerden wohl die größte Gemeinheit, die einem widerfahren kann. Merkwürdigerweise sprechen wir ja von Gemetzel und Schlächterei, wenn wir eine sehr schlimme Form von Menschentötung im Auge haben.«

Plädoyers von Theologen wie Skriver, Schweitzer und anderen ändern nichts daran, dass letztlich »alle strikten Verknüpfungen von Tier- oder Menschenrechten einerseits mit bestimmten religiösen Vorstellungen andererseits unsinnig sind«, wie der österreichische Philosoph Helmut F. Kaplan urteilt. Tiere lebenslang in enge Käfige zu sperren, sie zu Hackfleisch zu verarbeiten oder mit ihnen grausame Versuche zu machen, kann ebenso wenig mit einer fehlenden Seele begründet werden wie das betäubungslose Abschlachten von »Opfertieren« mit der Berufung auf eine jahrtausendealte fromme Legende. »Tieren aus Glaubensgründen Rechte vorzuenthalten«, so Kaplan, »ist nicht minder abstrus, als Frauen Rechte vorzuenthalten unter Hinweis darauf, dass der Papst oder ein Islamführer die Höherwertigkeit der Männer verkündet habe.«

Allerdings, und hier ist Kaplan ebenso zuzustimmen, folgt aus der sinnvollen Trennung von Politik und Religion, von allgemein verbindlichen Forderungen und privaten Überzeugungen nicht, »dass Religionen keine zusätzlichen guten Gründe für die Verwirklichung und Einhaltung von Menschen- und Tierrechten liefern könnten. Etwa, indem man sagt: Dieses oder jenes religiöse Gebot setzt genau genommen die Akzeptierung universeller Menschenrechte oder die Respektierung allgemeiner Tierrechte voraus.« Zwar sind drei der vier Evangelisten des Neuen Testaments Tiere als Symbole zugeordnet: Matthäus – Mensch, Markus – Löwe, Lukas – Stier, Johannes – Adler. Doch mit »zusätzlichen guten Gründen« im Hinblick auf Tierrechte sieht es im christlichen Abendland traurig aus.

So beklagt der aus der katholischen Kirche ausgetretene Theologe Eugen Drewermann, die Bibel selbst enthalte »außer einer einzigen kümmerlichen Stelle, dass der Gerechte sich seines Viehs erbarmt, und dem Gebot, dem dreschenden Ochsen nicht das Maul zu verbinden, nicht einen einzigen Satz, wo von einem Recht der Tiere auf Schutz vor der Rohheit und Gier des Menschen oder gar auf Mitleid und Schonung die Rede wäre«. Welch ein Armutszeugnis für das „Buch der Bücher“!

Foto: Michael Mannheimer-Blog

 

Statt den Menschen in ein harmonisches Verhältnis zur Natur zu setzen, gab man sich vielmehr die größte Mühe, Mensch und Tier so radikal wie möglich mit metaphysischen Argumenten voneinander zu unterscheiden …
Eugen Drewermann, Theologe und Psychotherapeut

Eine künftige Christenheit, die ihr Verhältnis zu den Tieren grundsätzlich bereinigen will, wird der Menschheit eine Ethik der Ernährung zu entwerfen und zu verkünden haben! Die Nahrung des Menschen muss nicht nur diätetisch, sie muss auch ethisch einwandfrei sein!
Carl Anders Skriver, Theologe

 

 

Moral ohne Keule: "Artgerecht ist nur die Freiheit"

Von Ingolf Bossenz auf http://www.neues-deutschland.de

Hilal Sezgin, die mit »Artgerecht ist nur die Freiheit« ihr neuestes und zweifellos bislang wichtigstes Buch vorlegte, gibt sich dennoch optimistisch: »Die allermeisten Mitglieder unserer Gesellschaft meinen heute, dass man das Wohl von Tieren mitbedenken muss.« Sicher hat dieses »Mitbedenken« schmale Änderungen bei der trostlosen und leidvollen Haltung, beim elenden Leben und erbärmlichen Sterben von Hühnern, Schweinen, Rindern sowie anderen sogenannten Nutztieren bewirkt. Dies »Verbesserungen« zu nennen, würde indes jeglicher Semantik Gewalt antun, die »besser« als Komparation von »gut« betrachtet.

Mit solcher Rechtfertigungsideologie macht Sezgin Schluss, indem sie Tierquälerei und -ausbeutung auf den moralischen Grund geht. Und sie schafft es im Zuge ihrer stringenten wie erfrischenden Argumentation, diesen Grund als ausgesprochen schlüpfrig und schlammig, als veritablen Abgrund zu entlarven.

Die 1970 geborene Philosophin und Schriftstellerin fragt, was für ein Bild sich ergäbe, wenn der Mensch »die Interessen der Tiere im Verhältnis zu seinen eigenen fairer, mitfühlender oder angemessener gewichten würde«. »Dieses Gewichten«, so Sezgin, »ist das Geschäft der Moral, das gründliche Nachdenken darüber nennt sich Moralphilosophie.« Eben diese durchzieht das Buch bis zur letzten Seite. Was es so besonders macht. Und zugleich gewagt: Denn wo von Moral die Rede ist, ist die Keule nicht weit. Doch Hilal Sezgin packt sie gar nicht erst aus. Wie viel von dem ausgerollten Moralteppich als begehbar akzeptiert wird, muss der Einzelne selbst entscheiden.

Um es noch einmal zu prononcieren: In dieser Streitschrift, die auf jeden rechthaberischen Habitus verzichtet, geht es nicht um mehr oder weniger große Ställe, nicht um mehr oder weniger Betäubung vor dem Totschlag, nicht um Konsequenzen für das Klima durch die Viehzucht, nicht um Folgen des Fleischkonsums für die Gesundheit, nicht um Auswirkungen der Tier-»Produktion« auf die Dritte Welt. Es geht einzig darum, ob wir als Menschen das moralische Recht besitzen, andere empfindungs- und leidensfähige Wesen zu quälen, zu töten, auszubeuten. Und zwar einzig aus dem Grund, weil uns dieses Quälen, Töten, Ausbeuten tatsächlichen oder vermeintlichen Nutzen bringt, weil es unser Leben angenehmer, genussvoller, bequemer macht, weil es angeblich »natürlich« ist, weil es »schon immer« so war …

Dass diese Frage mit einem ebenso klaren wie folgerichtigen Nein beantwortet wird, sei an dieser Stelle vorweggenommen, ohne die Spannung (Und das Buch ist ausgesprochen spannend!) zu schmälern. Hilal Sezgin platziert die Argumente wie Schachfiguren, wobei sie mögliche (Denk-)Züge des Lesers, nahe wie auch fernere Einwände einkalkuliert und Skeptiker eloquent, elegant und zugleich umgänglich mit dem Unumgänglichen schachmatt setzt. Ohne sie zu Verlierern zu machen.

Denn: Wer den ethischen Erkenntnissen folgt, sie akzeptiert und einkalkuliert, kann nur gewinnen. Nämlich im Ausbau seines Potenzials, eine Mitwelt zu verändern, die in unserer abendländischen Schlachthauskultur durch strukturelle wie exemplarische Gewalt geprägt ist. Von dieser Gewalt zeugen Millionen Tiere, die für leidvolle, oft grausame Tierversuche gezüchtet, gefangen gehalten und schließlich »verbraucht« werden. Davon zeugen Milliarden Tiere, die in kürzester Zeit möglichst viel Fleisch auf ihre dafür oft gar nicht ausgebildeten Skelette bekommen müssen, um am Ende zerstückelt in den Fleischtheken zu landen. Davon zeugen die Kolonnen trauriger Kreaturen, die auf grauen Steinböden oder gedrängt in Käfigen Milch und Eier »produzieren«. Und das alles für den »Konsumenten« am Ende einer Handlungskette, die dermaßen klein- und arbeitsteilig ist, dass, wie Hilal Sezgin schreibt, »der eigene Beitrag zu dem Unrecht, das damit insgesamt angerichtet oder institutionalisiert wird, nicht abzusehen ist«.

Sicher, ein solcher Konsument nicht mehr sein zu wollen, hat Konsequenzen – eine vegetarische, besser: vegane Lebensweise, deren Impetus nicht hypermoderner Lifestyle, sondern altmodische Moral ist. Und dabei geht es längst nicht nur ums Essen. »Es geht darum«, so Hilal Sezgin, »ein neues Zusammenleben mit den anderen Spezies zu ermöglichen. Und die Hoffnung lautet, dass da, wo man alte Formen des Unrechttuns weglässt, neue Formen eines besseren Miteinanders von Menschen und Tieren entstehen.«

Utopisch? Aber gewiss. Doch muss man nicht Unmögliches verlangen, um das Mögliche zu erreichen?

Interessantes Video: Wie sich die Welt verändern würde, wenn 80% weniger Fleisch gegessen würde. Und in der Tat: Diese Welt würde sich endlich positiv verändern, denn jeder kann allein durch sein Ess-Verhalten Tiere retten, Tierquälerei vermeiden, die Umwelt schützen und auch den Regenwald retten :

Verschwiegene Tieropfer im Versuchslabor


4,6 Millionen Tiere als „Überschuss“ getötet

Aufgrund der „Vorrats“haltung und „Ausschussproduktion“ leiden und sterben mindestens 2,5-mal so viele Tiere im Labor als offiziell angegeben. Eine aktuelle Auswertung des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche offenbart, dass die Politik das tatsächliche Ausmaß der tierexperimentellen Forschung verschleiert und kein Interesse zeigt, für Transparenz zu sorgen.

Die Tierversuchsstatistik der Bundesregierung umfasst mit den rund 3,1 Millionen Tieren nur einen Teil der tatsächlichen Opfer der Tierversuchsindustrie. Tiere, die bei Genmanipulationen als „Ausschuss“ geboren werden und solche, die von den Experimentatoren auf „Vorrat“ gehalten oder Mangels „Bedarf“ getötet werden, tauchen in der Statistik gar nicht erst auf.

Der Ärzteverein hat mit der Zielsetzung, das verschwiegene Leid der Tiere öffentlich zu machen, einige Bundesländer um Offenlegung der echten Zahlen gebeten. Mangels Mitteilungswillen des Großteils der Politik basiert die Hochrechnung auf einzelnen gesicherten Daten. So ist in Berlin die Zahl der Tiere im Labor über dreimal höher als offiziell angegeben, wenn man die auf „Vorrat“ gezüchteten Tiere berücksichtigt. Da die Maschinerie in anderen Bundesländern nach dem gleichen Prinzip funktioniert, sind auch dort vergleichbare Relationen anzunehmen. An der Universität Gießen beispielsweise werden im Labor mindestens 2,5-mal mehr Tiere gehalten, als in Tierversuchen verwendet werden. Ähnlich in den Niederlanden, wo es doppelt so viele sind. Anders als in Deutschland wird die Zahl dort jedoch nicht geheim gehalten. Unter Einbezug einer angenommenen „Vorrats“tierhaltung um das 2,5fache ergeben sich in deutschen Labors nach Angaben der Ärztevereinigung rund 7,7 Millionen Tieropfer.

Hinzu kommen Tiere, die als „Ausschuss“ bei Genmanipulationen entstehen. Um ein einziges transgenes Tier zu erhalten, müssen bis zu 54 Tiere sterben, da sie nicht die gewünschte Genveränderung aufweisen. Diese „Ausschuss“quote von bis zu 98 % unterstreicht laut Ärzteverein, wie respekt- und würdelos mit Tieren umgegangen wird und sie lediglich zu Wegwerfartikeln degradiert werden. Bestätigt wird dies durch die Aussage der hessischen Universitäten, wonach die genveränderten Tiere, die nicht dem Forscherwunsch entsprechen, „gemäß Betriebsanweisung unschädlich zu inaktivieren und keiner anderen Verwendung zuführbar sind“.

Das Tierschutzgesetz schreibt für die Tötung eines Tieres einen sogenannten vernünftigen Grund vor, zudem ist der Schutz der Tiere im Grundgesetz verankert. Nach Ansicht des Ärztevereins verstößt es daher gegen geltendes Tierschutzrecht, wenn „unerwünschte“ Tiere einfach getötet werden. Die angefragten Landesregierungen weisen jedoch jede Verantwortung lapidar zurück. Vorgebliches Nichtwissen, Verschleierungstaktik, Verweise auf den Datenschutz und Ignoranz sind die gängigen Abwehrstrategien, wenn es um die Belange wehrloser Tiere geht, so die Erfahrung der Ärztevereinigung.

Die tatsächliche Dimension der Tierversuche ist mangels Transparenz nur zu erahnen. Der Ärzteverein setzt sich für ein gesetzliches Verbot von Tierversuchen ein. Solange es noch Tierversuche gibt, fordert er eine vollständige Erfassung aller Tiere und die Veröffentlichung der Daten. Es könne nicht angehen, dass der Steuerzahler das grausame Geschäft mit Tierversuchen jedes Jahr mit Milliarden Euro subventioniert und die Politik mit Informationen hinter dem Berg hält. Es gehe um Millionen fühlende Lebewesen, die mit Rückendeckung der Politik für die einflussreiche Tierversuchslobby sinnlos leiden und sterben müssen.

Quelle: http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de