„Parteienbefragung“ zum Tierschutz anlässlich der Wahlen im September 2017

Tierschützer Hans Joachim Richter aus Bremen hat anlässlich der bevorstehenden Bundestagswahlen erneut alle Mitglieder des deutschen Bundestages angeschrieben, um deren persönliche Meinung zum Tierschutz in Deutschland zu hören. Obwohl er um eine persönliche Meinung jedes Einzelnen gebeten hatte, wurde er meistens an den jeweils „für seinen Wahlkreis Zuständigen“ verwiesen, bzw. 90% aller MdBs haben ihm bisher gar nicht geantwortet. Mindest 1-2 Antworten pro Fraktion hat er allerdings bekommen, die hier auf dieser Petitionsseite als PDF-Datei zur Verfügung stehen.

Hier sein Schreiben vom 25.05.2017 an die Parteien:

Sehr geehrte Damen und Herren,

in diesem Jahr stehen Bundestagswahlen an. Deswegen möchte ich Sie, genauso wie 2013 schon einmal, zu Ihren Vorhaben bezüglich des Tierschutzes befragen, sollten Sie die Wahl gewinnen. Ich schreibe Sie bewusst einzeln an, nicht nur die jeweiligen Fachabteilungen Ihrer Parteien, weil ich denke, dass Sie als Politiker und natürlich auch als Mensch sicherlich eine eigene Meinung haben. Sollten Sie sich bisher noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben, aber auch allen anderen Politikern, die für das Tierwohl (oder Leid) verantwortlich sind, empfehle ich Ihnen einmal das Buch „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer zu lesen. Wenn Sie Empathie empfinden oder auch einfach nur ein normaler Mensch sind, so wie er sein sollte, wird Ihnen danach wohl kein Fleisch mehr munden, zumindest aber werden Sie sich hoffentlich für mehr Tierwohl in der „Tierverwertung“ einsetzen.

Ich denke mal, wir sind uns darüber einig, dass hier Einiges im Argen liegt. Im Grunde genommen kann man auch im 21ten Jahrhundert mit ruhigem Gewissen nicht unbedingt von Tierschutz sprechen, wenn man bedenkt, das auch heute noch Zirkus-und Zootiere, meistens mit Gewalt, zu fragwürdigen Kunststücken gezwungen werden, sogenannten Nutztieren Gliedmaßen oder Körperteile amputiert werden, Tierkinder Ihrer Mütter beraubt, Küken geschreddert oder vergast werden, oder Massentierhaltung betrieben wird, in der diese Lebewesen gerade mal eben die Luft zum Atmen haben. Es gibt noch unzählige Beispiele mehr, die ich hier aber nicht alle erwähnen möchte.

Wenn man sich nicht ganz Blind oder Taub durch die Welt bewegt, weiß man sicherlich selber, was unseren Mitlebewesen Schreckliches angetan wird. Von der Tatsache abgesehen, dass diese Lebewesen immer noch als „Sache“ behandelt werden, auch oder gerade vom Gesetzgeber. Es sollte aber mittlerweile Jedem klar sein, abgesichert durch wissenschaftliche Beweise, dass Tiere genauso wie wir Menschen Gefühle haben, sei es Trauer, Freude, Liebe, Angst oder was auch immer. Das beste Beispiel dafür, im negativen Sinne, dass klar formulierte Gesetze hermüssen ist wohl der letzte Skandal in Bayern, wo die armen Wesen wieder einmal unzureichend oder gar nicht betäubt und unter schrecklichen Qualen zerlegt werden. Beteiligt waren übrigens auch BIOSchlachtereien bzw. Tiere von BIO-Höfen. Vom sogenannten Tierschutzlabel möchte ich hier gar nicht erst reden. Da erübrigt sich ein Kommentar.

Entschuldigen Sie den rigorosen Vergleich, aber kein Mörder wird das Morden, kein Dieb das Stehlen unterlassen, sobald er freundlich darum gebeten wird. Das ist eine mehr als naive Einstellung oder Wunschvorstellung. Es muss Strafen geben, die wirklich wehtun, damit dieses schreckliche Treiben endlich verboten und unterlassen wird.

So zivilisiert sollten wir im 21ten Jahrhundert eigentlich sein. Ich weiß natürlich, dass einigen von Ihnen diese Grausamkeiten genauso zu schaffen machen und an die Psyche gehen, wie uns Tierschützern. Diese Herren und Damen Parlamentarier möchte ich mit diesem Schreiben natürlich nicht ansprechen. Auch wenn Sie persönlich mit Namen angeschrieben worden sind. Aber ich baue darauf, dass Sie sich noch stärker für das Lebewesen Tier einsetzen, als Sie es vielleicht bisher getan haben. Darum haben sie bitte Verständnis, wenn Sie dieses Schreiben auch bekommen. Es ist bei dieser Anzahl von Abgeordneten schwierig und zu zeitaufwändig jeden einzelnen Abgeordneten mit einem auf die Person abgestimmten Text anzuschreiben.

Die Politik ist sich im Großen und Ganzen einig, was Rassismus und Fremdenfeindlichkeit betrifft. Eine kollektive Aufgeregtheit bestimmt hier die gesamte Politik (einige Kritiker einmal ausgeschlossen) wenn es auch nur annähernd in diese Richtung geht. Sofort werden die vielgepriesene Menschlichkeit und das Verständnis in den Vordergrund gerückt. Dann kommt der Tierschutz, wehrlose Wesen, die sich gegen Brutalitäten nicht verteidigen können. Plötzlich ist das ganze Verständnis und Mitgefühl verschwunden. Nur noch geschäftliche Interessen zählen, die Flucht der Tierverwerter ins Ausland wird „befürchtet“ etcpp. Aber, auch bei der Missachtung der Tierwelt kann man von einer Art „Rassismus“ sprechen. Ich drücke es bewusst so aus, weil die Tiere natürlich keine menschliche Rasse sind, sondern eine andere Spezies, darum spricht man hier von Speziesismus, statt von Rassismus, auch wenn wir im Grunde genommen, alles Säugetiere sind. Das soweit zur Einleitung und Erklärung.

Kommen wir nun zu meinen Fragen:

01. Warum werden Tiere, fühlende Lebewesen, immer noch als Sache behandelt? Was gedenken Sie dagegen zu tun?

02. Warum werden Wildtiere, bzw. eigentliche alle Tiere, in den Zirkussen nicht verboten? (Bitte sind Sie so nett und argumentieren nicht mit „leuchtenden Kinderaugen“, „ich wollte als Kind einmal Zirkusdirektor werden“ oder verfassungsrechtliche Hürden, wie das Recht auf Berufsfreiheit. Dann dürften auch keine AKWs oder Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, denn der Beruf des Kraftwerkers könnte in dem Fall auch nicht mehr ausgeübt werden. Danke) Wer von Ihnen wird ein Gesetz durchsetzen, das endlich die nicht artgerechte Vorführung, Dressur und Haltung von (Wild-)Tieren im Zirkus verbietet?

03. Warum wird immer noch an der Massentierhaltung festgehalten, trotzdem es in dieser mit ständiger Tierquälerei einhergeht? (Bei „normaler“ Tierhaltung würde das Fleisch eben teurer werden, was aber durchaus akzeptabel wäre, ein Auto oder Zigaretten kann sich auch nicht jeder leisten. Fleisch ist zum Allerweltsartikel verkommen, das Lebewesen, sowie das Leid, was dahinter steckt werden ignoriert. Fleisch muss nicht unbedingt ein Luxusartikel werden, aber zumindest wieder etwas Besonderes für die Menschen, die meinen, unbedingt Fleisch essen zu müssen. Davon abgesehen stammen bis zu einem Drittel der Treibhausgase weltweit aus der Landwirtschaft).

Was werden Sie zur Abschaffung der Massentierhaltung tun, um wieder eine faire, tierschutz- und kleinbauerngerechte Landwirtschaft zu schaffen, wobei nicht die Quantität, sondern die Qualität im Vordergrund steht?

04. Die Verbraucher sind durchaus gewillt, für mehr Tierwohl auch mehr Geld zu bezahlen. Es wird ein Tierwohl Label geschaffen, dessen beteiligte Landwirtschaftsbetriebe nicht unbedingt alle das Tierwohl auf ihre Fahne geschrieben haben. Es wurden bei Recherchen durch PETA etliche Verstöße und Tierquälerei festgestellt. Auch der Deutsche Tierschutzbund, als Mitbegründer dieses Labels ist schon aus dem Label ausgestiegen. Es hat den Beigeschmack einer großen Verbrauchertäuschung. Warum wird so etwas nicht rigoros überwacht und bei Verstößen geahndet? Was gedenken Sie gegen diese Verbrauchertäuschung zu tun, wie gedenken Sie das Tierwohl sicherzustellen?

05. Wie kann es angehen, dass Tierbabys, Küken, geschreddert, bzw. VERGAST werden? Das auch noch im Namen des Gesetzes, mit der Begründung, dass es den Unternehmen aus finanzieller Hinsicht nicht zuzumuten ist, diese Tierbabys großzuziehen. (Wenn man einmal außer Acht lässt, dass es sich hier um Lebewesen handelt, was sogar noch schlimmer ist, muss jedes Unternehmen, egal in welchem Bereich, auch für die Dinge aufkommen, die nicht der Gewinnmaximierung dienen. Warum also nicht die Unternehmen, die für das tägliche Frühstücksei sorgen ????) Was werden Sie tun, damit diese Praxis nicht erst 2019 abgeschafft wird, sondern schon früher? Gesetze können, wenn Sie nur wollen, recht schnell geändert werden, wie die Vergangenheit schon öfter gezeigt hat.

06. Warum wird die Jagd immer noch so protegiert, obwohl es doch vollkommen reichen würde, wenn nur noch Berufsjäger (ca. 1000 Berufsjäger gegenüber ca. 380 000!!!!! „Hobby“-Jägern) für ein gewisses Gleichgewicht in den Wäldern sorgen würden? (In Luxemburg z.B. ist die Jagd auf Füchse seit ca. 2 oder 3 Jahren verboten und es haben sich keine Nachteile dadurch ergeben.) Wie gedenken Sie das Jagdgesetz dahingehend zu ändern, damit dem überwiegenden Teil der „Hobby-Jäger“ die Jagdlizenz entzogen wird und mit dem Leerschießen UNSERER Wälder aufgehört wird und die Natur sich endlich wieder selber reguliert? Wildtiere sind keine lebenden Zielscheiben für Menschen, für die das Töten ein „Hobby“ darstellt.

Dies sind nur einige Beispiele von dem, was unseren Mitlebewesen angetan wird. Ich möchte Sie trotzdem bitten, die Fragen zu beantworten, auch wenn sie nur einen Ausschnitt aus der Gesamtheit darstellen. Vielen Dank im Voraus. Ich will niemanden persönlich angreifen, aber natürlich generell wissen, warum im 21ten Jahrhundert immer noch so grausam mit den Tieren umgegangen wird und alles unter der staatlichen Schirmherrschaft, trotzdem unser Verstand, unsere Intelligenz und unsere angebliche Empathie eigentlich das Gegenteil forcieren müssten.

Warum diese Doppelmoral im Vergleich mit den Menschen? Warum werden die Arbeit und das Mitgefühl von 100tausenden Tierschützern, allein in Deutschland und der Tierschutz als solcher, derart ignoriert? Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass ich Ihre Antworten im Rahmen meiner Möglichkeiten veröffentlichen werde (Facebook, change.org, Twitter etc.). Vielen Dank.

Mit freundlichen Grüßen
Hans Joachim Richter
Tiere brauchen Schutz
Animals Need Protection
im Namen aller Empathie fähigen und zivilisierten Menschen!


Ohne Wenn und Aber: Ein guter Brief mit berechtigten Anfragen eines engagierten Tierschützers an die Herren Politiker in unserem Deutsch-Absurdistan. Aber welche „vielversprechenden“ Antworten und gute „Absichtserklärungen“ es bezüglich dieser Anfragen auch immer vom Himmel regnen wird: Ich persönlich glaube nicht, dass sich betreffs des Tierschutzes nach der Bundestagswahl 2017 auch nur annähernd in positiver Richtung für die geschundene, maßlos ausgebeutete und schrecklich leidende Tierwelt etwas ändern wird. Hierzu bedarf es einer Vorraussetzung, die den allermeisten Politikern längst abhanden gekommen ist, nämlich: MITGEFÜHL mit aller leidenden Kreatur! Dieses erforderliche MITGEFÜHL investieren unsere „ehrenwerten“ Politiker wohl eher in die vielen „notleidenden“ Asylbewerber, sowie in die Interessen profitgieriger Tierausbeuter und Wirtschaftsbosse.

Und deshalb kann ich den nachfolgenden Zeilen, die Herr Ulrich Dittmann an Herrn Hans Joachim Richter adressierte, nur beipflichten und zustimmen:

Ulrich Dittmann an Hans Joachim Richter über Change.org :

Mit Verlaub: Betreff „Parteienbefragung“ zu den Wahlen im September 2017 haben Sie sich hehre Ziele gesetzt, aber leider schon im Ansatz der Befragung das Ziel total verfehlt. Seit Jahren werden die Parteien von den Tierschutzverbänden gebetsmühlenartig mit „Wahlprüfsteinen“ befragt und seit Jahren lassen sie sich von ihrem sophistischen Polit-Geschwätz einlullen – und verkünden dann wichtigtuerisch die Ergebnisse was die jeweilige Partei im Sinne des Tierschutzes künftig tun WILL .

Doch das sind nichts anderes als leere Absichtserklärungen unserer politischen „Berufslügner“, schlicht Makulatur, die uns die Politiker seit Jahren um die Ohren geben – und die Sie nach naiver, braver Hofberichtserstattermanier dann der verzweifelt auf Besserung der elenden Tierschutzsituation hoffenden Tierschutzgemeinde wie eine vom Himmel gefallene Wahrheit verkünden.

Wahlversprechen, Absichtserklärungen haben jedoch nichts, absolut nichts mit dem nach den Wahlen realen und tatsächlichen Politikerhandeln zu tun! Wir können uns doch nicht rührend naiv, an wohlfeilen Absichtserklärungen orientieren! Aussagekraft hat allein was in der Vergangenheit von den Parteien GETAN wurde, welche gute TATEN für den Tierschutz VOLLBRACHT wurden. Und hier sieht es bei allen etablierten Parteien seit Jahrzehnten übelst aus – unabhängig, was ihnen zuvor salbungsvoll aus dem Mund gefallen ist.

Solche rührend-naiven Befragungen sind so überflüssig wie ein Kropf, die Ergebnisse so gewichtig, wie das dumm-gläubige Sichten einer Kristallkugel bei einer Wahrsagerin.

Die AfD, die Sie wohl nicht befragt haben, aber in den Bundestag einziehen wird, hat übrigens ein recht passables Tierschutzprogramm.

Gewisslich ist die AfD weder vorbildlicher Kämpfer für Tierrechte noch absoluter „Retter“ des Deutsch-Michl-Landes. Man sollte dieser Alternativ-Partei aber die Chance einräumen, es besser zu machen als die Altparteien der CDU-CSU-SPD-GRÜNE-LINKE-FDP-Fraktion, die dem Bürger (auch und gerade den Tierschützern) seit Jahrzehnten unisono in den Hintern treten und das Volk drangsalieren – von „regieren“ kann nicht mehr die Rede sein.

Ulrich Dittmann/ 09.07.2017